4 Wege aus der Security-Akronymhölle

4 Wege aus der Security-Akronymhölle 4 Wege aus der Security-Akronymhölle

Buchstabensuppe 16z9
Gefangen im Buchstabensud?

mikeledray | shutterstock.com

Bevor Elon Musk zum Trump-Sidekick mutierte, wurde er in erster Linie als visionärer Entrepreneur wahrgenommen. Damals, im Jahr 2010, ließ er den Mitarbeitern seines Raumfahrtunternehmens SpaceX ein Memo zukommen. Darin kritisierte er den übermäßigen, internen Gebrauch von Abkürzungen in gewohnt ausdrucksstarkem Stil: „Bei SpaceX gibt es eine schleichende Tendenz, erfundene Akronyme zu nutzen. Geschieht das exzessiv, wird die Kommunikation erheblich beeinträchtigt […] Niemand kann sich diese Abkürzungen merken und manche Leute wollen in Meetings nicht dumm erscheinen und nehmen es einfach hin […] Das muss sofort aufhören, sonst werde ich drastische Maßnahmen ergreifen“, drohte der heutige, präsidiale Berater damals.

Tatsächlich lässt sich nicht leugnen, dass der übermäßige Gebrauch von Akronymen ein erhebliches Hindernis für präzise Kommunikation darstellen kann – insbesondere in der Cybersicherheitsbranche, denn hier steht besonders viel auf dem Spiel. Wie Akronym-überladen die Security ist, veranschaulicht diese kuratierte Liste aller derzeit in Gebrauch befindlichen Security-Abkürzungen. Ein (kleiner) Auszug:

Mag sein, dass Cybersicherheitsprofis und -entscheider mit jedem dieser Akronyme direkt etwas anfangen können. In vielen anderen Teilen der Belegschaft werden sie vermutlich vor allem für fragende Blicke sorgen – insbesondere bei den Menschen, die gerade neu ins Unternehmen kommen.

In diesem Artikel werfen wir einen Blick darauf, wie Organisationen internen Buchstabenschlachten ein Ende bereiten können.

Abkürzungsschäden

Ian P. McCarthy, Professor für Innovations- und Betriebsmanagement an der kanadischen Simon Fraser University, erklärt, was es mit der Tendenz auf sich hat, komplexe Begrifflichkeiten zu kryptischen Kurzformen zu transformieren: „Einerseits werden Akronyme verwendet, um die Kommunikation kurz, standardisiert und effizient zu gestalten. Andererseits trägt Kommunikation auch dazu bei, die Identität und Exklusivität eines Berufs zu definieren.“

Insofern sei es auch eine Form von Elitismus, Akronyme zu nutzen, so der Akademiker: „Das wählt aus, beziehungsweise schränkt ein, wer zu dieser Berufsgemeinschaft zählen kann.“  

Tatsächlich erweckt es den Anschein, als ob die Tech-Branche im Allgemeinen Akronyme zu ihrer ultimativen Geheimwaffe erklärt hat. Die kommt aber nicht nur zum Einsatz, um Zeit zu sparen, sondern auch um einen exklusiven „Club“ zu etablieren. Das ist für die „Nicht-Mitglieder“ nicht nur frustrierend, sondern kann auch Einarbeitungszeiten verlängern und potenzielle, neue Mitarbeiter abschrecken. Stichwort: Diversity.

Die Nachteile exzessiver Akronym-Angewohnheiten im Überblick:

  • Zugangsbarrieren: Stellen Sie sich einen neuen Mitarbeiter vor, der versucht, Cybersecurity-Protokolle zu verstehen, dabei aber von Tausenden unbekannter Abkürzungen erschlagen wird. Was ursprünglich dazu gedacht war, Brancheninsidern eine schnelle Kommunikation zu ermöglichen, wird so schnell zum Abschreckungs- und Erlahmungsfaktor.
  • Doppel- und Mehrdeutigkeiten: Je nach Kontext können Abkürzungen manchmal mehrere Bedeutungen haben – wie im Fall von APT (Advanced Persistent Threat vs. Advanced Packaging Tool). Das kann unter Umständen zu Missverständnissen in wichtigen Mitteilungen führen und begünstigt damit potenziell Sicherheitslücken.
  • Akronym-Müdigkeit: Nicht nur neue Mitarbeiter können von übermäßig verwendeten Abkürzungen überfordert werden. Auch versierte Cybersicherheitsexperten können einer „Acronym Fatigue“ erliegen – einfach, weil es viel zu viele Abkürzungen gibt und es unmöglich ist, auch noch mit allen neuen Entwicklungen Schritt zu halten. Die sind aber besonders im Bereich IT-Sicherheit wichtig.
  • Transparenzverlust: Da Cybersecurity eine immer wichtigere Rolle im täglichen Leben einnimmt, ist es essenziell, grundlegende Sicherheitskonzepte allgemeinverständlich zu kommunizieren. Dabei können Akronyme unkundige Benutzer oft mehr verwirren, als für Klarheit zu sorgen.

Akronymabhilfe

Natürlich gibt es je nach Organisation Unterschiede mit Blick darauf, wie mit Akronymen umgegangen wird. Eine allgemeine Faustregel könnte beispielsweise darstellen, ausschließlich diejenigen zu verwenden, die innerhalb der Organisation bekannt sind. Abkürzungen, die nicht in einem Gespräch verwendet werden, sollten bei schriftlicher Kommunikation auf jeden Fall vermieden, beziehungsweise ausgeschrieben werden – zumindest bei der ersten Erwähnung.  

Keine Lösung ist es hingegen, auf Abkürzungen ganz generell zu verzichten. Stattdessen empfiehlt es sich, sie maßvoll einzusetzen und mit dem zugehörigen Kontext auszustatten. Die folgenden vier Ansätze können Unternehmen und Organisationen dabei unterstützen, das umzusetzen.

  1. Glossare: Standardisierte Glossare mit häufig verwendeten Akronymen erleichtern nicht nur Neueinsteigern, sich mit den wichtigsten, relevanten Begrifflichkeiten vertraut zu machen.
  2. Einfache Erklärungen: Kurze Erklärungen oder Definitionen, die bei weniger gebräuchlichen Akronymen eingeblendet werden, sind in Dokumentationen und journalistischen Fachartikeln bereits üblich. Dieser Ansatz ließe sich auch auf Präsentationen, Meetings und E-Mails ausweiten.
  3. Unnötiges vermeiden: Nicht jeder Begriff braucht ein Akronym, In manchen Fällen kann einfache Sprache, die kryptische Begriffe umschreibt, die bessere Wahl sein.
  4. Schulungen: Regelmäßige Trainingseinheiten zu neuen und bestehenden Terminologien können dazu beitragen, die gesamte Belegschaft einer Organisation auf dem aktuellen Stand zu halten, ohne dabei Einzelne zu überfordern.

Laut dem Dramatiker George Bernard Shaw ist das größte Hindernis der Kommunikation die Illusion, dass sie stattgefunden hat. Exzessiv mit Akronymen um sich zu werfen, trägt dazu bei, dieses Trugbild zu erzeugen. 

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